Erfolgreiche Erbrütung und Aufzucht von Nasen durch den Kreisfischereiverein



Seit vielen Jahren reden wir davon, im Frühjahr 2008 haben wir die Sache angegangen und tolle Erfolge erzielt.
Uns ist bereits im ersten Versuch die Erbrütung, Aufzucht und Auswilderung von 15.000 Nasen gelungen.

Notwendig sind derartige Maßnahmen deshalb weil die Nase sich nicht mehr natürlich vermehren kann bzw. die Brut die aufkommt wird zum größten Teil nicht mehr das geschlechtsreife Alter erleben um eine neue Generation zu erzeugen.

Das liegt zum einen an den fehlenden bzw. nicht mehr zugänglichen Laichplätzen und zum anderen am Fraßdruck durch Gänsesäger und Kormoran.

Wenn man sich die sehr wenigen Fänge an Nasen genau betrachtet und sich mit den „Weißfischspezialisten“ unterhält kann man erkennen dass vorwiegend alte und große Tiere gefangen werden, Fische um die 10-30cm sind absolute Ausnahme.

Somit fehlt die für die Reproduktion wichtige Mischung zwischen alten und jungen Tieren und vor allem die Jahrgänge der Erstlaicher (Geschlechtsreife im Alter von 3-5 Sommern, Länge um 30cm) sind praktisch nicht mehr vorhanden.

Zur Verdeutlichung: Im Jahr 1970 wurden im Inn 2043 Nasen gefangen, 2007 nur noch eine einzige!

Dies hat aber auch damit zu tun dass die Fischer lieber eine Forelle fangen und essen als eine grätige Nase, obwohl das Fleisch mit entsprechender Behandlung äußerst wohlschmeckend ist.

Dieser einstige Massenfisch steht somit zu Recht auf der roten Liste der bedrohten Tierarten.

Durchgeführt haben wir die Aktion im Keller der Familie Ellmer, mit einfachsten Mitteln.

Zwei Aquarien, ein paar Plexiglasröhren, Kunststoff-Rohre, Kleinteile, Filtermatten und Pumpen.

Was diesen relativ geringen Aufwand an Material aufwiegt ist die Zeit und Arbeit die wir für Recherchen, Bau und Modifikationen der Anlage, Beschaffung des Laiches und die letztendliche Betreuung der Erbrütung erbracht haben.

Entscheidende Hilfestellung beim ganzen Projekt gab uns Fischbiologe Dr. Manfred Holzner, erster Vorstand des Bezirksfischereiverein Mühldorf e.V.

Er erbrütet seit Jahren erfolgreich nach diesem System Nasen und war stets bereit uns zu unterstützen.

Zu Stande kam der erste Kontakt über den Anglerbund Isaria, welche als Gewässernachbarn im Inn direkt mit dem Mühldorfer Verein zusammenarbeiten.

Am 12.04.08 wurden von uns aus der Attel beim Wehr in Bruck 

ein Weibchen und ca. 20 Rogner mittels Kescher gefangen.

 

Manfred Holzner streifte das Weibchen und mehrer Milchner ab, zu Stande kam daraus ein Gelege von 15.000Eiern.

 

Diese wurden in eine der vier Brutröhren eingebracht und dann begann das ständige Prüfen und Warten.



 

Nach 5 Tagen wechselten Eier ins Augenpunktstadium über, nach 9 Tagen begann der große Schlupf.

 

Die Quote war praktisch 100%, wir haben insgesamt nur ca. 10 weiße Eier aussortiert, der Rest konnte sich komplett entwickeln und letztendlich schlüpfen

Schaumwolken standen über dem Aquarium, das Eiweiß der gebrochenen Eier fiel aus und schäumt entsprechend auf.

Mittels Gazekeschern und einer Saugleitung entfernten wir die Larven aus dem Brutbecken und setzten sie ins Aufzuchtbecken um.

Eine schwarze Wolke aus Fischbrut war zu beobachten welche nach einem weiteren Tag zu fressen begann.

Die ersten Tiere wurden in der letzten Aprilwoche im Altwasser des Kraftwerks Voderleiten und den Gaberseer Graben ausgesetzt.

 

Anfang Mai setzen wir die letzten bereits gut gewachsenen Fische im Gaberseer Graben aus.
Unser erster Wurf war also ein voller Erfolg, und wir werden diese Aktion auch in den kommenden Jahren fortführen

Nasenzucht 2009

Die aufgetretene Frühjahrs-Hochwasser an Mangfall und Rohrdorfer Ache sowie der Wassermangel im Fehlbach der Attel bei Bruck gestaltete das diesjärige Aufzuchtprogramm sehr schwierig. Obwohl die Anlage bereits im Februar nach weiteren Optimierungen voll einsatzbereit war wurde die letztendlich erst am 26. April befüllt. Das Laichmaterial stammte ausschließlich aus dem Nasenbach und wurde uns wieder durch den Anglerbund Isaria zur Verfügung gestellt.

Bereits nach 9 Tagen setzte trotz reduzierter Wassertemperatur in zwei der vier Brutgläsern der verfrühte Schlupf ein und nach zwei weiteren Tagen waren alle Larven geschlüpft. Bei einem normalen Verlauf und der Temperatur von 12°C hätte die Erbrütung etwa 14 Tage gedauert. Die Frühgeburten lagen dementsprechend lethargisch am Boden der beiden Aquarien, dennoch konnte ein Großteil der Tiere aber auch dort seine Entwicklung fortsetzen.

Mit ca. 5.000 Stück schwimmfähigen Nasen können wir die heurige Aktion trotzdem wieder als Erfolg bewerten.

Dr. Manfred Holzner, Biologe und 1. Vorsitzender des Bezirksfischereivereins Mühldorf stand uns wieder beratend zur Seite. 

Auch Dr. Holzner hatte mit gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Er konnte jedoch durch seine langjährige Erfahrung eine größere Anzahl an Nasenbrut erwirtschaften.

Am 9. Mai konnten wir aus seiner Zucht ca. 8000 Stk. Brutfische in den speziell vorbereiteten Weiher an der Achen einsetzen.

14 Tage später setzten wir ca. 2.500 Stück kleine Nasen unserer eigenen Nachzucht hinzu. Im Frühjahr 2010 sollen die bis dahin hoffentlich auf 5-6cm Länge gewachsenen Tiere wieder im Inn bzw. verbundenen Altwassern umgesetzt werden.

Am 6. Juni setzten wir in einem naturnah eingerichteten Aufstellteich im Garten der Familie Ellmer ca. 1000 Stück der von uns erbrüteten Nasen ein. Damit wollen wir genau den Verlauf der Entwicklung bis in den Herbst beobachten um unsere Vorgehensweisen weiter zu verbessern. Die restlichen ca. 1500 Stück, inzwischen gut entwickelten Setzlinge, wurden am 9. Juni am renaturierten Troitshamer Graben ausgesetzt. Anschließend haben wir die Brutanlage für heuer abgebaut da wir keine Möglichkeiten sahen uns mit Barbenlaich zu versorgen.

Bei einer Begehung am Troitshamer Graben Ende Juni konnte trotz Hochwasser im Mündungsbereich zum Inn ein Großteil unserer Nasen, inzwischen 1,5-2cm lang, gesichtet werden. Dies gibt Hoffnung dass wir mittelfristig hier eine natürliche Fortpflanzung erleben dürfen.